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Zweites kinderchirurgisches Symposium 2018

Zweites kinderchirurgisches Symposium 2018

Symposium im November präsentierte spannende Fallbeispiele

Nachdem sich die Kinderchirurgische Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen bereits am 16. Mai 2018 unter der neuen Doppelspitze, bestehend aus dem kommissarischen Leiter Prof. Dr. Robert Grützmann und dem leitenden Kinderchirurgen Dr. Manuel Besendörfer, im Rahmen ihres ersten kinderchirurgischen Symposiums präsentiert hatte, folgte am 23. November 2018 die Neuauflage der Veranstaltung in größerem Rahmen in den Hörsälen Medizin des Uni-Klinikums Erlangen. Das bewährte Konzept, insbesondere niedergelassenen Ärzten, die Kinder und Jugendliche behandeln, aktuelle bzw. brisante Entwicklungen aus universitärer Sicht zu präsentieren, wurde beibehalten – ebenso der Part zur schrittweisen Vorstellung des Erlanger Kinderoperativen Zentrums. Moderiert wurde das Symposium von Dr. Manuel Besendörfer.

Zunächst wurde im Rahmen des Hauptthemas „Kinderonkologie“ in interdisziplinärer Manier ein bereits vor Jahren in Erlangen inauguriertes Verfahren zur Minimierung operativer Eingriffe bei Kindern mit Krebserkrankungen vorgestellt: Hat z. B. kindlicher Krebs am Knochen zu Absiedlungen in der Lunge geführt, lässt sich das durch eine Untersuchung im Computertomografen (CT) nachweisen. Die Entfernung solcher Herde kann allerdings besonders schwierig sein, wenn diese in der Tiefe des Lungengewebes liegen. Durch eine CT-Untersuchung in Narkose werden solche Herde mit dünnen, korkenzieherartigen Drähten „angestochen“. Unmittelbar im Anschluss wird das Kind in den OP-Saal gebracht, wo die Herde mittels Schlüssellochchirurgie (Thorakoskopie) sicher entfernt werden – meist über drei Öffnungen, die höchstens die Dicke eines Bleistifts haben. Diese minimalinvasive Chirurgie mithilfe der VATS-Technologie (Video Assisted Thoracoscopic Surgery) reduziert im Vergleich zum offenen Vorgehen die Wundflächen ganz beträchtlich und ermöglicht einen Krankenhausaufenthalt von nur wenigen Tagen.

PD Dr. Axel Schmidt aus dem Radiologischen Institut (Direktor: Prof. Dr. Michael Uder) des Uni-Klinikums Erlangen zeigte anhand von CT-Schnittbildern das interventionelle Vorgehen. Dr. Sigurd Seitz aus der Kinderchirurgie setzte in seinem Beitrag dann den Weg des Patienten im OP fort und zeigte Videosequenzen von entsprechenden Tumorentfernungen. Dr. Seitz hatte diese erfolgreiche Strategie bereits Anfang des Jahres auf dem führenden US-amerikanischen Kongress in Seattle vorgestellt. Prof. Dr. Markus Metzler, Leiter der Kinderonkologie der Kinder- und Jugendklinik (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Wolfgang Rascher) des Uni-Klinikums Erlangen, gab anschließend den rund 100 Zuhörern ein Update zu Behandlungsmethoden in der Kinderonkologie, wobei er den Fokus insbesondere auf immuntherapeutische Möglichkeiten und das weltweit bestehende onkologische Netzwerk legte. Interdisziplinarität ist in der Krebsbehandlung bei Kindern essenziell. Das zeigte nicht nur der erste Teil des Symposiums, sondern dies belegt immer wieder auch das wöchentliche Erlanger Kinder-Tumorboard.

Die Beiträge aus der Hals-Nasen-Ohren-Klinik – Kopf- und Halschirurgie (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro) von Prof. Dr. Michael Koch und aus der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgischen Klinik von Klinikdirektor Prof. Dr. Dr. Marco Kesting stellten das breite Spektrum dieser Einrichtungen dar und präsentierten eine Vielzahl von Diagnosen und Behandlungswegen im Kindes- und Jugendalter. Das Bild der „dicken Backe“, bei der neben gefährlichen Zahnvereiterungen auch ein komplexes Tumorgeschehen ursächlich sein kann, wurde ebenso vermittelt wie innovative endoskopische Eingriffe über die Nasenlöcher und aufwendige plastische Rekonstruktionen von ganzen Kieferanteilen.

Den interdisziplinären Höhepunkt des Symposiums bildete die abschließende Session „Der interessante Fall“: Hier wurde von einem Team aus der Geburtshilfe (Dr. Michael Schneider), der Radiologie (Dr. Martin Zeilinger), der Kinderchirurgie (Prof. Dr. Roman Carbon) und der Kinderkardiologie (Dr. Muhannad Alkassar) das Thema „Siamesische Zwillinge“ angestoßen, jedoch eine besonders rare Form dieser Fehlbildung, von der weltweit nicht einmal 100 Fälle beschrieben wurden. Bereits im 18. Jahrhundert nannte man diese Erscheinung „Fetus ad fetu“: Sie zeigt einen Zwilling, der durch den anderen Zwilling zum Teil in dessen Brusthöhe „eingesogen“ wird, sodass die vier Gliedmaßen förmlich aus dem Körper des größeren Zwillings wachsen. Vor knapp zehn Jahren war bereits unter Beteiligung der Erlanger Kinderchirurgie ein indischer Junge in Bangalore von seinem Zwilling getrennt worden, sodass ein fränkisches Kind von dieser Expertise profitieren konnte: Nach Darstellung der Diagnosestellung während der Schwangerschaft wurden radiologische und kardiologische 3-D-Rekonstruktionen der anatomischen Verhältnisse präsentiert, die die OP-Planung und die Durchführung der Trennung der Zwillinge wesentlich erleichterten.

Weitere Informationen:

Dr. Manuel Besendörfer

Tel.: 09131 85-32923

manuel.besendoerfer(at)uk-erlangen.de